Gutachten von Wilhelm Lautenbach

Wilhelm Lautenbach (1891-1948), Oberregierungsrat im Wirtschaftsministerium in den 1920/30er Jahren1, entwarf die Konjunkturprogramme, die er während der Jahre der großen Depression ausarbeitete und ab 1932/33 von Regierung(en) und Notenbank umgesetzt wurden.2 Lautenbach entwarf im August/September 1931 den „LAUTENBACH-Plan“ (Möglichkeiten einer Konjunkturbelebung durch Investition und Kreditausweitung)3 und mitentwickelte, gemeinsam mit Hanns-Joachim Rüstow4 den „PAPEN-Plan“,5 der durch das Kabinett Papen ab Herbst 1932 umzusetzen begonnen wurde.6

 

 

Treffend charakterisiert Knut Borchardt (1991) die damaligen Herausforderungen der Weimarer Republik und Lautenbachs Problemstellung wie folgt: „Wie kann in einer offenen Wirtschaft, in einer höchst prekären Devisenlage und bei für die öffentlichen Haushalte absolut unergiebigen Kreditmärkten (die die öffentliche Hand zwangen, am Programm der Ausbalancierung von Einnahmen und Ausgaben festzuhalten!), eine Beschäftigungspolitik getrieben werden, die ihren Zweck erfüllt, nicht zuletzt weil sie die Gläubiger der Riesenbestände an kurzfristigen Krediten und das übrige Publikum nicht unnötig irritiert, gar in die Panik treibt?“7

 

1 1919 eingetreten als Referent für Bank- und Börsenwesen, mit Schachts Amtsantritt als Wirtschaftsminister im August 1934 versetzt.

2 Jürgen Backhaus (2001) in Wolfgang Stützel – moderne Konzepte für Finanzmärkte, Beschäftigung und Wirtschaftsverfassung, S. 392.

3 Lautenbach, September 1931: Vierseitiges Einleitungsanschreiben (I-IV) sowie Originalscan des Lautenbach-Plans und das Protokoll der Aussprache auf der Geheimkonferenz über Möglichkeiten und Folgen einer Kreditausweitung (16. und 17. September 1931).

4 Vgl. Bundesarchiv zu Hanns-Joachim Rüstow.

5 Hans Jäger (1982): Wilhelm Lautenbach in Neue Deutsche Biographie 13, S. 726 f.

6 Verordnung zur Belebung der Wirtschaft vom 4. September 1932 (PDF; 86 KB). Siehe auch Plan zur Entlastung der Wirtschaft durch Ausgabe von Steueranrechnungsscheinen vom 27. August 1932 in: Akten der Reichskanzlei, Das Kabinett Papen, Dok. 116.

7 Knut Borchardt im Vorwort (zweiseitiger Auszug) zu Wirtschaftspolitik in der Krise. Die (Geheim-)Konferenz der Friedrich-List-Gesellschaft im September 1931 über Möglichkeiten und Folgen einer Kreditausweitung.