Zu Bankenliquidität, Zentralbankgeld & Refinanzierung

„Eine einzelne Bank wird sich nur dann bei der Zentralbank refinanzieren, wenn sie ein Kassendefizit [das die Liquiditätsreserve unter das erforderliche Minimum reduziert] hat […]. Für die weitere Untersuchung ist es zweckmäßig, zwischen zwei möglichen Ursachen eines Kassendefizits zu unterscheiden.

 

Das Defizit kann einmal darauf zurückzuführen sein, daß die Bank am Verlust von Zentralbankgeld teil hat, den das Banksystem als Ganzes erleidet. Ein solcher Verlust kann hervorgerufen werden durch Abfluß von Devisen aus der Zentralbank, Erhöhung des Notenumlaufs u. a. m. Wenn solche Kassendefizite durch Refinanzierung bei der Zentralbank beseitigt werden, so ersetzt das entliehene Zentralbankgeld einfach das abgeflossene. Auf dem entliehenen Zentralbankgeld können also keine zusätzlichen Kredite aufgebaut werden.

 

Das Kassendefizit kann zweitens dadurch entstehen, daß die Bank im Clearing ins Debet kommt und Zentralbankgeld an andere Banken verliert. Wird ein solches Defizit durch Refinanzierung bei der Zentralbank abgedeckt, so vermehrt sich unter sonst gleichen Umständen das Zentralbankgeld im Bankensystem als Ganzem und eine Kreditexpansion ist möglich. Diese kann z. T. auch schon vorausgegangen sein, indem das Kassendefizit das Resultat einer vorhergehenden Kreditexpansion der betreffenden Bank war.“1

 

1 Friedrich A. Lutz: Die Liquidität des Banksystems und die Zinssätze. In: Weltwirtschaftliches Archiv. Band 87. 1961. S. 274.
 

Siehe auch Wilhelm Lautenbach: Aktuelle und potentielle Bankenliquidität (PDF; 95 KB).